Sonntag, 19. Oktober 2008

Berlin - Moskau - Kogalym

Am 17.10. in Berlin losgeflogen, Übernachtung in Moskau, am 18.10. in Kogalym, Westsibirien eingetroffen.



Der Aufbruch war wie immer stressig. In Berlin wollte man mich nicht gehen lassen, hier wollte man mich nicht aufnehmen. Aber wie immer in Russland: Vsjo budjet, alles wird. Irgendwie.


In Kogalym gelang es mir bis zu meiner Ankunft nicht, trotz stundenlangen Telefonierens in den letzten Wochen, eine Unterkunft zu finden. Tolik, ein fülliger Lastwagenfahrer aus Moldawien, bot mir schließlich, nachdem ich schon am Flughafen gestrandet war, sein Wochenendgrundstück am Rand der Stadt an. Ein ehemaliger Bauwagen aus Blech mit einem eisernen Ofen und ein paar Kanistern mit Trinkwasser. Es liegt hier bereits seit Tagen Schnee und die Temperatur ist schon unter - 10° Celsius gefallen. Ich traf dort im Bauwagen eine lustige Gesellschaft, den bereits erwähnten Tolik, seine beiden Söhne, einen Freund von ihm, und Vaska mit seinem Sohn Vladik, Rentierzüchter die aus der Taiga nach Kogalym gekommen sind, weil Tolik ihnen beim Kauf eines Geländewagens helfen soll. Wir tranken Tee. Tolik hat viele Freunde unter den Rentierzüchtern vom Volk der Chanten. Sie reparieren auf seinem Grundstück ihre Autos und er hilft ihnen bei Angelegenheiten in der Stadt, dafür gehen sie mit ihm auf die Jagd und er bekommt Rentierfleisch und Fisch. Es gehören ihm sogar einige Rentiere.




Ich hatte Glück und Vaska bot mir ein Zimmer in seiner Wohnung in der Stadt an, die er gerade gekauft hat. Zuerst musste er aber noch am Telefon seine Frau um Erlaubnis fragen. Über einen Preis konnten wir uns auch noch nicht einigen, aber es wird auf jeden Fall teurer als meine Wohnung in Halle/Saale. Ich wohne jetzt in einem Kinderzimmer mit Teddy-Tapete, in dem sonst der 18-jährige Vladik bleibt.



5 Kommentare:

bossi hat gesagt…

na..
die teddy-tapete hat doch was von berlin ;)..bin mal gespannt was de so schreibst!
auf bald!
grüsse aus westwest-ost :)

Anonym hat gesagt…

Gruß hinter den Ural
Danke vorab für Deinen typisch trockenen bisweilen zynischen Humor in der Berichterstattung.
Obwohl mir die sowjetische/russische Kultur nicht fremd ist, finde ich doch immer wieder die verschiedenen in den Bildern versteckten Details interessant, z.B. die "Fugenverkleidung" der Plattenbauten oder die Kfz-Technik (die mir irgendwie bekannt vorkommt (-:).
Die Stadt scheint aus dem All via g*** e*** betrachtet kein kulturhistorisches Ensemble darzustellen und ergo nur eine Randnotiz in der Baugeschichte Russlands einzunehmen. (Ich bin ja überrascht, in welchen hintersten Winkel die DDR ihr Wohnungsbauprogramm exportiert hat...)Wenn Du irgendwas historisches finden solltest, berichte bitte drüber!
Ich hoffe für Dich, dass die wie auch immer geartete Kulturszene von Kogalym etwas zu bieten hat. Ansonsten genieß die Weite der Wälder und der Erölanlagen.
Und: Bleib übrig ;-)
mathias

Anonym hat gesagt…

Hallo an einen mir bisher unbekannten Ort.
Hoffe auf spannende Texte. Und ein Ethnologe sieht eben auch die Teddy-Tapete.
Nachträglich alles Gute, bis nächstes Jahr.

Jens aus Mitte

Unknown hat gesagt…

Hi Stefan,
ich bin begeistert. Habe gleich den Feed abonniert und warte jetzt immer auf neue Geschichten aus einer Welt, die nicht nur geografisch sehr weit von Berlin entfernt liegt.
Viele Grüße und weiter so!

Anonym hat gesagt…

du verdienst meinen vollen respekt :P
einen monat länger haette ich da unmoeglich ausgehalten ... mir haben 2 monate voll und ganz gereicht xD

aber schoen war die zeit allemal ...
vor allen dingen das nachtleben.

mfg micha