Vom Taigawohnplatz...
...in die Hauptstadt von Lukoil.
Der Tropfen des Lebens, gestiftet von der Erdölfirma für die Stadt Kogalym.
Wachte heute mit Kopfschmerzen auf. Vielleicht war es die anstrengende Fahrt gestern, erst in einem nach Motorenöl und Benzin stinkendem LKW Marke Ural, dann im Schichtarbeiterbus nach Kogalym, oder das schlechte Dosenbier nachts, als ich in der Hotelbar meine E-Mails beantwortete. Es war am Morgen noch nicht klar, ob man vom Taigawohnplatz überhaupt wegkommt. Vor ein paar Tagen hatten Unbekannte die Eisdecke auf dem kleinen Flüsschen, das die Grenze zwischen Erdölfeld und Rentierweiden bildet, mit einem schweren Kettenfahrzeug zerstört. So waren wir erst einmal abgeschnitten, denn der allradgetriebene Kleinbus UAZ oder der Motorschlitten von Familie Vella, fährt zwar über die Metallrohre, die unter Wasser liegen, aber nicht über die Bruchkante des Eises wieder aus dem Wasser heraus.
Dank Mobiltelefon und inoffiziellen Beziehungen zu Arbeitern auf dem Erdölfeld organisierte Juri Vella einen Ural Lastwagen, der mich bis zur Basis der Erdölarbeiter brachte.
Juris Tochter Lada fuhr mit Ehemann und Tochter Sascha am selben Nachmittag ins 120 km entfernte Dorf Varjogan, um dort Kindergeld und Unterstützung für kinderreiche Familien abzuholen. Sie fuhren nachmittags halb zwei los und kamen abends halb 11 zu Hause an. Im Wald blieben Juri und Ladas drei Söhne Koltschu, Anton und Kaljana zurück.
Was bei Jurij Vella auf dem Wohnplatz so alles passiert ist, versuche ich in den nächsten Tagen zusammenzufassen: der neue Winterwohnplatz, die ersten Fröste, Rentieropfer, die Nomadenschule, Jurij Vellas Märchen, warum sich die Sicherheitsleute der Erdölfirma vor Schamanen fürchten, wie Mobiltelefone und Computer das Leben im Wald verändern u.a….
Meine Gastfamilie hier in Kogalym wurde heute vom Pech heimgesucht. Als sie Vorräte in der Stadt einkauften explodierte die Autobatterie in ihrem UAZ-Kleinbus. Der Innenraum brannte fast vollständig aus. Zum Glück wurde niemand verletzt. Als Beweis zeigte mir Vladik sein verbranntes Handy, das aber wie durch ein Wunder noch funktioniert.
Montag, 10. November 2008
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1 Kommentar:
Horrido Stephan,
willkommen zurück in der Zivilisation. Ich dachte schon, du bist in den Tiefen des Waldes verschollen. Freue mich schon auf die spannenden Berichte über deine Erlebnisse. Sind die Rentiere zu jedem so zutraulich?
Gruß,
Martin V.
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