Von Rovaniemi, Finnisch-Lapplands Hauptstadt am Polarkreis nehme ich den Bus nach Russland auf die Kola-Halbinsel. Mein Ziel ist Apatity, wo ich Mascha Nachschina, eine alte Bekannte aus Zeiten am Sibirienzentrum des Max-Planck Instituts in Halle/Saale treffe, die von hier stammt. Dieser Teil der Kola-Halbinsel war während der Stalin-Ära ein Zentrum der Industrialisierung.
Am Südrand der Chibiny Berge liegen die Bergbaustädte Kirovsk und Apatity, die Ausgangsstoffe für die Düngemittelherstellung liefern. Die Umweltverschmutzung habe sich schon sehr verbessert, erzählen die Bewohner, aber im Winter ist das schwer nachzuprüfen, weil herrlicher weißer Schnee alles zudeckt. Ab und zu zieht jedoch ein strenger Geruch in die Nase, der wahrscheinlich aus den Aufbereitungsanlagen für die Rohstoffe kommt.
Das sind also die ersten Eindrücke von der Kola-Halbinsel, wo meine Kollegin Nina Messchtyb im Rahmen unseres Projekts Feldforschung machen wird.
Mascha fragt eine Freund mit Auto, der uns liebenswürdigerweise zu einem Ausflug in die Gegend um die Chibiny Berge mitnimmt.
Der Höhepunkt war aber ein Ausflug mit Motorschlitten und einem Führer mitten in die Berge hinein. Das Wetter war sonnig, wenn auch ziemlich kalt (zwischen -20 und -25 C°) und der Tag ist hier nördlich des Polarkreises immer noch sechs Stunden kurz.
Hier Mascha gut verpackt für die Kälte.
Ich konnte auch testen, ob meine Sachen der Kälte standhalten. Bisher habe ich nicht bereut auf high-tech Kleidung weitgehend verzichtet zu haben. Mal sehen, wie sich meine Sámi Rentierfell-Schuhe aus Finnland machen werden. Der erste Test ist jedenfalls bestanden!
Mascha und ich folgten dem Vorschlag eines Bekannten, den wir einen Tag vorher in der Kneipe “Liter” in Apatity kennengelernt haben, und besuchten eine örtliche Souvenirproduktion in einem dunklen Keller in einem der typisch Sowjetischen Betonblöcke aus denen die Stadt hauptsächlich besteht. Der wachsende Tourismussektor fordert vor allem lustig aussehende Kühlschrankmagneten - also produzieren die Frauen, die wir dort trafen, vor allem lachende Katzen und Rentiere auf Treibholz gemalt.
Auch wenn es hier Internet schon recht lange gibt, ist das Gefühl der Unmittelbarkeit beim Video-Chat immer noch ungewohnt. Merkwürdigerweise verstärkt sich sogar das Gefühl der Fremdheit und geographischen Distanz der Orte, wenn ich von Kirovsk aus nach Hause skype.
Ich verlasse Kirovs und Apatity und begebe mich auf die große Nord-Süd Trasse, die die Stadt Murmansk im Norden der Kola-Halbinsel mit Russlands nördlicher zweiter Hauptstadt St. Petersburg verbindet, die im Volksmund hier oft einfach Piter heißt.